Andachten zum Jahreswechsel

 

 

 

 

 

 

 

Von guten Mächten wunderbar geborgen den Jahreswechsel gefeiert

Musikalische Kurzandachten an Silvester und Neujahr vor der Rottenburger Dreieinigkeitskirche

 

An der Schwelle vom alten ins neue Jahr zu stehen, bedeute auch, zurück und nach vorne zu blicken. Dankbar für das, was war und in Erwartung des Kommenden. Das Jahr 2020 sei wohl für niemanden so gekommen, wie geplant, stellte Pfarrerin Mavridis in ihren Kurzandachten im Freien zum Jahreswechsel fest. Die Pandemie habe den Diskurs bestimmt und zu Einschränkungen und Ängsten geführt. Vieles habe sich ändern müssen, auch für die Kirchengemeinde sei es ein Jahr der Herausforderungen gewesen, wenn Gottesdienste nicht stattfinden können, der Chor nicht singen könne und Feste ungefeiert bleiben. Dafür habe man neue Wege beschritten, digitale Verbundenheit hergestellt und mit anderen Gottesdienstformen die Menschen erreicht und die Dankbarkeit und Freude bei den Begegnungen und der Musik gespürt. Musikalisch setzten auch diese beiden Andachten besondere Akzente: An Silvester sang der 21jährige Sebastian Müller aus Hohenthann, begleitet von Angelika Rohrmeier am Klavier ein irisches Segenslied auf dem Weg ins Neue Jahr: „Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in Deinem Rücken sein…“ was auch symbolisch für den Jahreswechsel und die erhofften neuen Begegnungen und Wiedersehen stünde. Selbstverständlich durfte das von Siegfried Fietz – der vor zehn Jahren ein Konzert in der Dreieinigkeitskirche gab – vertonte Gedicht Dietrich Bonhoeffers nicht fehlen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag…“ erklang die wohltönende Stimme Sebastian Müllers über den Platz vor dem Gemeindehaus. 1944 schrieb der inhaftierte evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer dieses Gedicht an seine Eltern und seine Verlobte Maria von Wedemeyer. Es sollte sein letzter Brief sein, denn am 9. April 1945 – kurz vor Ende des 2. Weltkrieges wurde der Widerstandskämpfer mit 39 Jahren in Flossenbürg hingerichtet. „Dieses Gedicht drückt die Sehnsüchte eines Sterblichen aus und bietet ein Vorspiel zur Ewigkeit und die Zuversicht, dass Gott mit uns in jedes neue Jahr und durch alle Zeiten des Lebens gehen wird“, so Pfarrerin Veronika Mavridis. „Zur gleichen Zeit am gleichen Ort – aber in einem anderen Jahr“ so begrüßte Pfarrerin Mavridis am Neujahrstag die Besucher der Andacht und wünschte ihnen in mehreren Sprachen „ein gutes Neues Jahr“, auf das man erst vor wenigen Stunden angestoßen habe. Die Neujahrsandacht wurde musikalisch von den beiden Trinkl-Schwestern Maria und Anna aus Gebersdorf mit volkstümlichen Weisen umrahmt, die gleich zu Beginn „G´sundheit und a lang´s Leben“ wünschten. Das neue Jahr warte wie ein frisches, neues, weißes Blatt Papier darauf beschrieben zu werden. „Wenn wir mit unseren ersten Schritten sozusagen den Stift ansetzen, hoffen wir wohl auch darauf, dass dieses Jahr Gutes bringen möge, mehr Normalität, mehr Gesundheit und mehr Nähe. Schritt für Schritt werde man in dieses Jahr gehen und schauen, was uns die Tage bringen mögen“. Halt geben könne auch die diesjährige Jahreslosung aus dem Lukasevangelium: „Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Barmherzig zu sein bedeute, nicht auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein und im Sinne des Gemeinwohls und der Nächstenliebe zu handeln. Mitten in der Pandemie sei dies Auftrag und Verpflichtung für uns Christen. Es bedeute aber auch, Fehler zu verzeihen, einander Licht und Freude zu bringen. Passend dazu sangen die beiden Trinkl-Schwestern zum Abschluss das Lied „Trag´s Liacht dahi, wo´s finster is“. Der nächste Gottesdienst findet am Dreikönigstag, 6. Januar um 10 Uhr in der Dreieinigkeitskirche mit Prädikant Willi von der Heiden statt. Anmeldung ist online oder telefonisch unter 08781 2654 möglich.